EcoVadis Methodologie-Update Q1/2025: Flexibilisierung, ESG-Standards und sektorale Differenzierung

EcoVadis ist weit mehr als nur ein Nachhaltigkeits-Rating: Für tausende Unternehmen weltweit bildet die Plattform einen Benchmark für ESG-Reife, Lieferketten-Transparenz und Fortschritt im nachhaltigen Wirtschaften. Um den steigenden regulatorischen Anforderungen, internationalen Standards und Nutzererwartungen gerecht zu werden, aktualisiert EcoVadis seine Methodologie regelmäßig – strukturiert, nachvollziehbar und quartalsweise.

Mit dem Q1/2025-Update, veröffentlicht am 04.04.2025, wurden sieben zentrale Neuerungen eingeführt. Wir zeigen, was sich konkret geändert hat, wie diese Updates einzuordnen sind – und welche strategischen Chancen sich daraus ergeben.

Update #1: Mehr Flexibilität bei Nachweisdokumenten

Was wurde geändert?

Bisher mussten alle unterstützenden Nachweise (z. B. Trainingszertifikate, Plattform-Screenshots) den Firmennamen oder ein Logo enthalten. Diese Regel wird gelockert:

• Drittanbieter-Zertifikate (z. B. von Trainingsplattformen) können auch ohne Logo eingereicht werden.
• Bei Screenshots oder Excel-Dateien reicht es, wenn die URL mit der Unternehmensdomain erkennbar ist – alternativ ist ein Vertraulichkeitshinweis mit Firmenbezug ausreichend.
• Die Anforderung, dass das Dokument mindestens einen Monat vor Einreichung datiert sein muss, entfällt.
  

Warum das wichtig ist:

Gerade kleinere Unternehmen oder solche mit zentralisierten Trainingsplattformen profitieren von dieser neuen Flexibilität – ohne an Nachweisqualität zu verlieren.

Update #2: Sustainable Procurement – neue Wortwahl, klarere Ausrichtung

EcoVadis hat zentrale Fragen im Bereich nachhaltige Beschaffung (Sustainable Procurement) überarbeitet – sowohl inhaltlich als auch sprachlich.

Was ist neu?

• Neue Fragen zu nachhaltigem Holz- und Palmöl-Einkauf
• Umformulierung von Maßnahmen in Richtung OECD-konformer Sorgfaltspflichten: z. B. statt „Lieferanten-Risikoanalyse“ nun „Risikoanalyse zu negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen“
• Ergänzung: Grievance Mechanisms for Suppliers – ein starkes Due-Diligence-Element
  

Warum das relevant ist:

Mit diesen Änderungen schärft EcoVadis seine Ausrichtung an der OECD-Leitlinie für verantwortungsvolle Unternehmensführung – und fordert Unternehmen stärker zur Implementierung wirksamer Beschwerdemechanismen und Lieferantenentwicklungsprogramme auf.

Update #3: Pilot zur Individualisierung von Umweltkriterien

EcoVadis startet einen Pilot zur Materialitätsabfrage für ausgewählte Umweltaspekte (Wasser, Luft, Produktsicherheit etc.).

Was bedeutet das konkret?

Bestimmte Unternehmen – z. B. in der Pharma-, Elektronik- oder Agrarindustrie – dürfen künftig im Fragebogen deklarieren, ob einzelne Umweltaspekte für sie tatsächlich wesentlich sind. Nur bei Bestätigung erfolgt dann eine Bewertung zu diesen Themen.

Warum ist das ein Meilenstein?

Erstmals erkennt EcoVadis an, dass „One-size-fits-all“ in der Nachhaltigkeit nicht funktioniert. Die Pilotierung markiert den Einstieg in eine stärkere Individualisierung der Bewertung – mit Potenzial für mehr Relevanz und Akzeptanz bei Unternehmen.

Update #4: Menschenrechte externer Stakeholder – neue Präzision und CSDDD-Alignment

Ein oft kritisiertes Kriterium wurde überarbeitet: „External Stakeholder Human Rights“.

Was wurde verbessert?

• Klare Definition der Stakeholdergruppen (z. B. indigene Gruppen, lokale Gemeinschaften, Menschenrechtsverteidiger)
• Anpassung an regulatorische Entwicklungen (z. B. CSDDD, OECD, UNGPs)
• Neue, branchenspezifische Antwortoptionen – insbesondere für Landwirtschaft, Bergbau und Getränkeindustrie
• Bessere Guidance-Texte im Fragebogen
  

Was bedeutet das für Unternehmen?

Sie erhalten nun maßgeschneiderte Anforderungen je nach Branche und Größe, mit einem klareren Fokus auf menschenrechtliche Sorgfaltspflicht gegenüber externen Anspruchsgruppen.

Update #5: Neuerungen bei den bewertbaren Branchen (ISIC-Klassifikationen)

EcoVadis hat seine Bewertungslogik um neue Branchen erweitert, darunter:

• ISIC 017 – Jagd, Fallenstellen und damit verbundene Dienstleistungen
• ISIC 304 – Herstellung militärischer Kampfmittel
• ISIC 7500 – Veterinärmedizinische Tätigkeiten
  

Warum das zählt:

Diese Erweiterung unterstützt EcoVadis’ Ziel, alle Branchen in die nachhaltige Transformation einzubinden – auch solche mit bislang geringerer ESG-Transparenz.

Update #6: ESRS & ISSB – neue Anerkennung internationaler Berichtsstandards

EcoVadis erkennt nun explizit auch ESRS (European Sustainability Reporting Standards) und ISSB (International Sustainability Standards Board) als gleichwertige Rahmenwerke an.

Was wurde angepasst?

• Berichte, die diesen Standards folgen, können nun in den Scorecards positiv gewürdigt werden
• Künftig werden dazu auch eigene Stärken und Verbesserungshinweise auf Scorecards vermerkt
  

Wichtig: Nur Berichte, die die formalen Anforderungen der jeweiligen Standards erfüllen, gelten als „aligned“.

Fazit: Wer heute schon in Richtung CSRD und ISSB denkt, wird von EcoVadis dafür nicht „bestraft“, sondern strukturiert belohnt.

Update #7: Verschiebung des Datenqualitäts-Updates

Ein ursprünglich für März 2025 geplantes Update zur Bewertung der Datenverlässlichkeit wurde verschoben – mit Verweis auf technische Notwendigkeiten.

Für Unternehmen bedeutet das: Noch keine Veränderungen bei der Gewichtung quantitativer Daten – aber: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Datenqualität zur differenzierenden Bewertungsgröße wird.

Unser Fazit: Weniger Standard, mehr Kontext

Mit den Q1/2025-Änderungen treibt EcoVadis die Professionalisierung und Differenzierung seiner Methodologie weiter voran. Für Unternehmen bedeutet das zwar wachsende Anforderungen – aber auch mehr Fairness, Nachvollziehbarkeit und Relevanz.

Wir bei Five Glaciers Consulting beraten Sie nicht nur bei der Umsetzung dieser Anforderungen – sondern helfen Ihnen, aus der EcoVadis-Bewertung ein strategisches Steuerungsinstrument für Ihre ESG-Performance zu machen. Kontaktieren Sie uns für ein kostenfreies Erstgespräch oder eine Scorecard-Analyse.