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PCF, LCA und EPD im Vergleich: Klarheit schaffen bei Umweltbewertung von Produkten

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DATE

3.2.2025

AUTHORS

Dr. Merlin C. Köhnke

TOPICS

Experiences & comments

Best Practices

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Transparenz in der Lieferkette, regulatorische Anforderungen und steigender Marktdruck erfordern klare Umweltinformationen zu Produkten. Doch was genau steckt hinter Begriffen wie Product Carbon Footprint (PCF), Life Cycle Assessment (LCA) oder Environmental Product Declaration (EPD)?

In diesem Beitrag geben wir einen fundierten Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Einsatzbereiche und Fallstricke der drei Konzepte – mit dem Ziel, Unternehmen eine Orientierung bei der Auswahl und Anwendung zu geben.

1. Was ist ein Product Carbon Footprint (PCF)?

Ein Product Carbon Footprint quantifiziert die Treibhausgasemissionen eines Produkts, ausgedrückt in CO2-Äquivalenten (CO2e), entlang definierter Systemgrenzen:

  • Cradle-to-Gate: Von Rohstoffgewinnung bis zum Werkstor
  • Cradle-to-Grave: Einschließlich Nutzung, Entsorgung/Recycling

PCFs werden genutzt, um:

  • Scope-3-Emissionen in der Lieferkette zu quantifizieren
  • Klimaziele (z. B. SBTi) zu unterfüttern
  • Produktvergleiche vorzunehmen oder "Carbon Hotspots" zu identifizieren

Wichtig: PCFs betrachten nur eine Wirkungskategorie (Treibhauspotenzial) und stützen sich methodisch auf Standards wie ISO 14067, ISO 14044 und das GHG Protocol.

2. Was ist eine Life Cycle Assessment (LCA)?

Eine Lebenszyklusanalyse (LCA) bewertet alle wesentlichen Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebensweg hinweg:

  • Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser, Rohstoffe)
  • Emissionen in Luft, Boden, Wasser
  • Eutrophierung, Versauerung, Ökotoxizität

Typische Anwendungsfelder:

  • Nachhaltigkeitsstrategie und "Design for Environment"
  • Vergleiche innerhalb von Produktgruppen
  • Grundlage für EPDs

Die LCA folgt den vier Phasen der ISO 14040/44:

  1. Ziel- und Untersuchungsrahmen
  2. Sachbilanz (LCI)
  3. Wirkungsabschätzung (LCIA)
  4. Interpretation

Achtung: LCAs sind methodisch aufwendig und datenintensiv – liefern aber wertvolle Grundlagen für fundierte Umweltentscheidungen.

3. Was ist eine Environmental Product Declaration (EPD)?

Eine EPD ist ein standardisiertes, drittverifiziertes Dokument, das die Ergebnisse einer LCA zusammenfasst. Sie folgt internationalen Normen (ISO 14025, EN 15804) und wird durch sog. Product Category Rules (PCRs) produktspezifisch ausgestaltet.

Typische Inhalte einer EPD:

  • Treibhausgasemissionen (Scope 1-3)
  • Energieverbrauch, Wasserverbrauch
  • LCA-basierte Umweltwirkungen
  • Beschreibung von Systemgrenzen, Methoden und Datenqualität

Besonders relevant in:

  • Ausschreibungen (v. a. Bauindustrie, öffentl. Beschaffung)
  • Green-Building-Zertifizierungen (DGNB, BREEAM, LEED)
  • Kommunikation von Umweltvorteilen im B2B-Bereich

Hinweis: EPDs können nicht nachträglich erstellt werden – ihre Verfügbarkeit muss vor Angebotsabgabe gesichert sein.

4. Gemeinsamkeiten & Unterschiede im Überblick

Kriterium PCF LCA EPD
Fokus Treibhausgasemissionen Gesamte Umweltwirkungen Standardisierte Darstellung der LCA-Ergebnisse
Methodik ISO 14067, GHG Protocol ISO 14040, ISO 14044 ISO 14025, EN 15804, PCRs
Datentiefe Mittel Hoch Hoch + Drittverifizierung
Relevanz für Scope 3, Carbon Strategy Produktdesign, Ökobilanzen Bau, Ausschreibungen, B2B-Kommunikation
Erstellung Flexibel, auch nachträglich Iterativ, datenintensiv Nur im Vorfeld, normiert und verifiziert

5. Tipps aus der Praxis

Basierend auf unserer Erfahrung mit Auditoren, Bauprojekten und Lieferketten empfehlen wir:

  • PCFs eignen sich als Einstieg für produktbezogenes Klimamanagement – achten Sie auf klare Systemgrenzen und aktuelle Emissionsfaktoren.
  • LCAs liefern wertvolle Einblicke für Produktentwicklung – investieren Sie in robuste Daten und hinterfragen Sie Vorannahmen kritisch.
  • EPDs bieten Marktzugangsvorteile, insbesondere im Bausektor – lassen Sie sich frühzeitig beraten und planen Sie 6–9 Monate Vorlauf ein.
  • Prüfen Sie bei der Nutzung externer Daten (z. B. EPD-Bibliotheken):
    • Produktähnlichkeit?
    • Materialzusammensetzung?
    • Regionale Produktionsbedingungen?
    • Datenalter < 3 Jahre?
    • Systemgrenzen konsistent?

Fazit: Das richtige Instrument für den richtigen Zweck

PCF, LCA und EPD verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen, basieren aber auf gemeinsamen methodischen Grundlagen. Unternehmen, die Transparenz schaffen, regulatorische Anforderungen erfüllen und echte Umweltwirkung nachweisen wollen, sollten die Instrumente strategisch kombinieren. Denn nur so entsteht aus "Zahlen" echte Wirkung.

Bei Fragen zur Anwendung in Ihrem Kontext – sprechen Sie uns an.

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PCF, LCA und EPD im Vergleich: Klarheit schaffen bei Umweltbewertung von Produkten

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3.2.2025

Transparenz in der Lieferkette, regulatorische Anforderungen und steigender Marktdruck erfordern klare Umweltinformationen zu Produkten. Doch was genau steckt hinter Begriffen wie Product Carbon Footprint (PCF), Life Cycle Assessment (LCA) oder Environmental Product Declaration (EPD)?

In diesem Beitrag geben wir einen fundierten Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Einsatzbereiche und Fallstricke der drei Konzepte – mit dem Ziel, Unternehmen eine Orientierung bei der Auswahl und Anwendung zu geben.

1. Was ist ein Product Carbon Footprint (PCF)?

Ein Product Carbon Footprint quantifiziert die Treibhausgasemissionen eines Produkts, ausgedrückt in CO2-Äquivalenten (CO2e), entlang definierter Systemgrenzen:

  • Cradle-to-Gate: Von Rohstoffgewinnung bis zum Werkstor
  • Cradle-to-Grave: Einschließlich Nutzung, Entsorgung/Recycling

PCFs werden genutzt, um:

  • Scope-3-Emissionen in der Lieferkette zu quantifizieren
  • Klimaziele (z. B. SBTi) zu unterfüttern
  • Produktvergleiche vorzunehmen oder "Carbon Hotspots" zu identifizieren

Wichtig: PCFs betrachten nur eine Wirkungskategorie (Treibhauspotenzial) und stützen sich methodisch auf Standards wie ISO 14067, ISO 14044 und das GHG Protocol.

2. Was ist eine Life Cycle Assessment (LCA)?

Eine Lebenszyklusanalyse (LCA) bewertet alle wesentlichen Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebensweg hinweg:

  • Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser, Rohstoffe)
  • Emissionen in Luft, Boden, Wasser
  • Eutrophierung, Versauerung, Ökotoxizität

Typische Anwendungsfelder:

  • Nachhaltigkeitsstrategie und "Design for Environment"
  • Vergleiche innerhalb von Produktgruppen
  • Grundlage für EPDs

Die LCA folgt den vier Phasen der ISO 14040/44:

  1. Ziel- und Untersuchungsrahmen
  2. Sachbilanz (LCI)
  3. Wirkungsabschätzung (LCIA)
  4. Interpretation

Achtung: LCAs sind methodisch aufwendig und datenintensiv – liefern aber wertvolle Grundlagen für fundierte Umweltentscheidungen.

3. Was ist eine Environmental Product Declaration (EPD)?

Eine EPD ist ein standardisiertes, drittverifiziertes Dokument, das die Ergebnisse einer LCA zusammenfasst. Sie folgt internationalen Normen (ISO 14025, EN 15804) und wird durch sog. Product Category Rules (PCRs) produktspezifisch ausgestaltet.

Typische Inhalte einer EPD:

  • Treibhausgasemissionen (Scope 1-3)
  • Energieverbrauch, Wasserverbrauch
  • LCA-basierte Umweltwirkungen
  • Beschreibung von Systemgrenzen, Methoden und Datenqualität

Besonders relevant in:

  • Ausschreibungen (v. a. Bauindustrie, öffentl. Beschaffung)
  • Green-Building-Zertifizierungen (DGNB, BREEAM, LEED)
  • Kommunikation von Umweltvorteilen im B2B-Bereich

Hinweis: EPDs können nicht nachträglich erstellt werden – ihre Verfügbarkeit muss vor Angebotsabgabe gesichert sein.

4. Gemeinsamkeiten & Unterschiede im Überblick

Kriterium PCF LCA EPD
Fokus Treibhausgasemissionen Gesamte Umweltwirkungen Standardisierte Darstellung der LCA-Ergebnisse
Methodik ISO 14067, GHG Protocol ISO 14040, ISO 14044 ISO 14025, EN 15804, PCRs
Datentiefe Mittel Hoch Hoch + Drittverifizierung
Relevanz für Scope 3, Carbon Strategy Produktdesign, Ökobilanzen Bau, Ausschreibungen, B2B-Kommunikation
Erstellung Flexibel, auch nachträglich Iterativ, datenintensiv Nur im Vorfeld, normiert und verifiziert

5. Tipps aus der Praxis

Basierend auf unserer Erfahrung mit Auditoren, Bauprojekten und Lieferketten empfehlen wir:

  • PCFs eignen sich als Einstieg für produktbezogenes Klimamanagement – achten Sie auf klare Systemgrenzen und aktuelle Emissionsfaktoren.
  • LCAs liefern wertvolle Einblicke für Produktentwicklung – investieren Sie in robuste Daten und hinterfragen Sie Vorannahmen kritisch.
  • EPDs bieten Marktzugangsvorteile, insbesondere im Bausektor – lassen Sie sich frühzeitig beraten und planen Sie 6–9 Monate Vorlauf ein.
  • Prüfen Sie bei der Nutzung externer Daten (z. B. EPD-Bibliotheken):
    • Produktähnlichkeit?
    • Materialzusammensetzung?
    • Regionale Produktionsbedingungen?
    • Datenalter < 3 Jahre?
    • Systemgrenzen konsistent?

Fazit: Das richtige Instrument für den richtigen Zweck

PCF, LCA und EPD verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen, basieren aber auf gemeinsamen methodischen Grundlagen. Unternehmen, die Transparenz schaffen, regulatorische Anforderungen erfüllen und echte Umweltwirkung nachweisen wollen, sollten die Instrumente strategisch kombinieren. Denn nur so entsteht aus "Zahlen" echte Wirkung.

Bei Fragen zur Anwendung in Ihrem Kontext – sprechen Sie uns an.

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