DATE
26.5.2025
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Ob von Fondsmanagern, institutionellen Investoren oder Banken: ESG-Ratings haben sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Kriterium entwickelt, wenn es darum geht, Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten und Investmententscheidungen zu treffen. Zahlreiche Studien belegen, dass gute ESG-Bewertungen positive Auswirkungen auf Kapitalzugang, Risikoprämien und öffentliche Wahrnehmung haben.
Gleichzeitig zeigt eine der fundiertesten Studien zu dem Thema ESG-Ratings, dass ESG-Ratings verschiedener Anbieter häufig stark voneinander abweichen. Diese Divergenz birgt nicht nur Unsicherheiten für Investoren, sondern auch Herausforderungen für Unternehmen, die ihre ESG-Positionierung strategisch steuern wollen. Die Studie analysiert sechs führende ESG-Ratingagenturen (u. a. MSCI, Sustainalytics, Refinitiv, S&P Global) und dokumentiert erhebliche Abweichungen in deren Bewertungen ein und desselben Unternehmens. Das Ergebnis: Im Durchschnitt liegt die Korrelation der ESG-Ratings nur bei 0,54 – im Vergleich: Kreditratings großer Agenturen liegen bei 0,99.
Die Ursachen dieser Abweichungen lassen sich in drei zentrale Kategorien einteilen:
Die Studie weist zusätzlich auf einen systematischen Bewertungsbias hin: Der sogenannte “Rater-Effekt” beschreibt das Phänomen, dass Unternehmen, die in einer ESG-Kategorie (sehr) gut abschneiden, tendenziell auch in anderen Kategorien besser bewertet werden – unabhängig von der tatsächlichen Leistung in diesen Bereichen. Dies legt nahe, dass Analysten teils mit einer vorgeprägten Gesamtwahrnehmung auf Unternehmen blicken.
Diese Erkenntnisse zeigen: ESG-Ratings sind nach wie vor nicht objektiv messbare Einheitswerte, sondern das Ergebnis methodischer Setzungen, Annahmen und Gewichtungen. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie sich nicht auf einen “wahren” ESG-Score verlassen können, sondern verstehen müssen, wie und warum sie von verschiedenen Agenturen unterschiedlich beurteilt werden.
Als Reaktion auf die wachsende Bedeutung und Kritik an ESG-Ratings hat die EU-Kommission im Juni 2023 einen Verordnungsvorschlag über ESG-Ratingagenturen vorgelegt. Dieser soll voraussichtlich ab 2026 gelten und bringt folgende Neuerungen:
• Pflicht zur Offenlegung der Methodik (Scope, Gewichtung, Messung)
• Trennung von Rating- und Beratungsgeschäft zur Vermeidung von Interessenskonflikten
• Aufsicht durch die europäische Wertpapieraufsicht ESMA
• Transparenz über Datenquellen, Modelle und Annahmen
Diese Verordnung schafft mehr Klarheit für Investoren – und macht es für Unternehmen umso wichtiger, ihre Positionierung gezielt zu steuern.
Auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse und regulatorischen Entwicklung lassen sich folgende Empfehlungen für Unternehmen ableiten:
Nicht jedes ESG-Rating ist für jedes Unternehmen gleich relevant. Kriterien zur Auswahl können sein:
• Investorenerwartungen: Welche Ratings werden von (potenziellen) institutionellen Investoren genutzt?
• Branchenpassung: Welche Agenturen setzen Schwerpunkte, die zur ESG-Materialität der Branche passen?
• Geografische Relevanz: Sind die Agenturen in der EU registriert (bzw. künftig reguliert)?
• Datenqualität und Transparenz: Ist die Methodik nachvollziehbar und offen?
• Regelmäßige Analyse der eigenen Bewertungen (inkl. Kategorienscores)
• Feedback an ESG-Rater mit eigenen ESG-Daten und Kontext
• Gezielte ESG-Offenlegung entlang von CSRD/ESRS, um Missverständnisse zu vermeiden
• Nutzung eigener Wesentlichkeitsanalyse, um die Relevanz einzelner Themen aktiv zu steuern
• Offenlegen, welche ESG-Ratings strategisch relevant sind und warum
• Transparenz gegenüber Investoren: „Wir fokussieren uns auf ESG-Rating X, weil…“
• Differenzen zwischen ESG-Ratings erklären, statt sie zu verschweigen
Nur, wer weiß, wie er bewertet wird, kann auch steuern, wie er wahrgenommen wird.
Die Studie “Aggregate Confusion” macht deutlich: Die ESG-Ratinglandschaft ist fragmentiert, teilweise widersprüchlich – und dennoch entscheidend. Die EU-Verordnung bringt hier künftig mehr Transparenz, aber nicht automatisch Harmonie. Unternehmen sollten das Momentum nutzen, um ihre ESG-Ratingstrategie jetzt zu professionalisieren.
Sie wollen Ihre ESG-Ratingstrategie professionell aufstellen? Sprechen Sie uns gerne an. Wir unterstützen Sie bei der Auswahl, Bewertung und aktiven Steuerung relevanter ESG-Ratings.
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Ob von Fondsmanagern, institutionellen Investoren oder Banken: ESG-Ratings haben sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Kriterium entwickelt, wenn es darum geht, Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten und Investmententscheidungen zu treffen. Zahlreiche Studien belegen, dass gute ESG-Bewertungen positive Auswirkungen auf Kapitalzugang, Risikoprämien und öffentliche Wahrnehmung haben.
Gleichzeitig zeigt eine der fundiertesten Studien zu dem Thema ESG-Ratings, dass ESG-Ratings verschiedener Anbieter häufig stark voneinander abweichen. Diese Divergenz birgt nicht nur Unsicherheiten für Investoren, sondern auch Herausforderungen für Unternehmen, die ihre ESG-Positionierung strategisch steuern wollen. Die Studie analysiert sechs führende ESG-Ratingagenturen (u. a. MSCI, Sustainalytics, Refinitiv, S&P Global) und dokumentiert erhebliche Abweichungen in deren Bewertungen ein und desselben Unternehmens. Das Ergebnis: Im Durchschnitt liegt die Korrelation der ESG-Ratings nur bei 0,54 – im Vergleich: Kreditratings großer Agenturen liegen bei 0,99.
Die Ursachen dieser Abweichungen lassen sich in drei zentrale Kategorien einteilen:
Die Studie weist zusätzlich auf einen systematischen Bewertungsbias hin: Der sogenannte “Rater-Effekt” beschreibt das Phänomen, dass Unternehmen, die in einer ESG-Kategorie (sehr) gut abschneiden, tendenziell auch in anderen Kategorien besser bewertet werden – unabhängig von der tatsächlichen Leistung in diesen Bereichen. Dies legt nahe, dass Analysten teils mit einer vorgeprägten Gesamtwahrnehmung auf Unternehmen blicken.
Diese Erkenntnisse zeigen: ESG-Ratings sind nach wie vor nicht objektiv messbare Einheitswerte, sondern das Ergebnis methodischer Setzungen, Annahmen und Gewichtungen. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie sich nicht auf einen “wahren” ESG-Score verlassen können, sondern verstehen müssen, wie und warum sie von verschiedenen Agenturen unterschiedlich beurteilt werden.
Als Reaktion auf die wachsende Bedeutung und Kritik an ESG-Ratings hat die EU-Kommission im Juni 2023 einen Verordnungsvorschlag über ESG-Ratingagenturen vorgelegt. Dieser soll voraussichtlich ab 2026 gelten und bringt folgende Neuerungen:
• Pflicht zur Offenlegung der Methodik (Scope, Gewichtung, Messung)
• Trennung von Rating- und Beratungsgeschäft zur Vermeidung von Interessenskonflikten
• Aufsicht durch die europäische Wertpapieraufsicht ESMA
• Transparenz über Datenquellen, Modelle und Annahmen
Diese Verordnung schafft mehr Klarheit für Investoren – und macht es für Unternehmen umso wichtiger, ihre Positionierung gezielt zu steuern.
Auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse und regulatorischen Entwicklung lassen sich folgende Empfehlungen für Unternehmen ableiten:
Nicht jedes ESG-Rating ist für jedes Unternehmen gleich relevant. Kriterien zur Auswahl können sein:
• Investorenerwartungen: Welche Ratings werden von (potenziellen) institutionellen Investoren genutzt?
• Branchenpassung: Welche Agenturen setzen Schwerpunkte, die zur ESG-Materialität der Branche passen?
• Geografische Relevanz: Sind die Agenturen in der EU registriert (bzw. künftig reguliert)?
• Datenqualität und Transparenz: Ist die Methodik nachvollziehbar und offen?
• Regelmäßige Analyse der eigenen Bewertungen (inkl. Kategorienscores)
• Feedback an ESG-Rater mit eigenen ESG-Daten und Kontext
• Gezielte ESG-Offenlegung entlang von CSRD/ESRS, um Missverständnisse zu vermeiden
• Nutzung eigener Wesentlichkeitsanalyse, um die Relevanz einzelner Themen aktiv zu steuern
• Offenlegen, welche ESG-Ratings strategisch relevant sind und warum
• Transparenz gegenüber Investoren: „Wir fokussieren uns auf ESG-Rating X, weil…“
• Differenzen zwischen ESG-Ratings erklären, statt sie zu verschweigen
Nur, wer weiß, wie er bewertet wird, kann auch steuern, wie er wahrgenommen wird.
Die Studie “Aggregate Confusion” macht deutlich: Die ESG-Ratinglandschaft ist fragmentiert, teilweise widersprüchlich – und dennoch entscheidend. Die EU-Verordnung bringt hier künftig mehr Transparenz, aber nicht automatisch Harmonie. Unternehmen sollten das Momentum nutzen, um ihre ESG-Ratingstrategie jetzt zu professionalisieren.
Sie wollen Ihre ESG-Ratingstrategie professionell aufstellen? Sprechen Sie uns gerne an. Wir unterstützen Sie bei der Auswahl, Bewertung und aktiven Steuerung relevanter ESG-Ratings.