Glossar

Well-to-Wheel (WTW)

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Well-to-Wheel (WTW)

Einleitung

Der Begriff Well-to-Wheel (WTW) – wörtlich „von der Quelle bis zum Rad“ – ist ein Standardansatz zur Bewertung der Klimawirkung von Fahrzeugen und Antrieben. Er umfasst nicht nur die Emissionen, die während des Fahrbetriebs entstehen, sondern berücksichtigt auch die Vorketten-Emissionen, die bei der Gewinnung, Verarbeitung und Bereitstellung von Energieträgern anfallen. Damit ergänzt WTW die klassischen Tank-to-Wheel-Analysen, die ausschließlich die Nutzung berücksichtigen.

Bedeutung des Well-to-Wheel-Ansatzes

Im Klimamanagement der Verkehrswende reicht es nicht aus, nur die Abgaswerte im Fahrbetrieb zu betrachten. Strom für Elektrofahrzeuge, Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe oder fossile Brennstoffe verursachen entlang der Vorkette erhebliche Emissionen.

WTW verbindet daher zwei Ebenen:

  1. Well-to-Tank (WTT) – Emissionen bei Förderung, Herstellung, Transport und Speicherung des Energieträgers.
  2. Tank-to-Wheel (TTW) – Emissionen während des Fahrbetriebs.

Durch die Kombination ergibt sich ein ganzheitliches Bild der Klimabilanz eines Antriebs.

Relevanz für Unternehmen und Politik

Für Unternehmen aus der Automobilindustrie, Logistik und Energiewirtschaft ist der WTW-Ansatz zentral, um die tatsächliche Klimawirkung ihrer Produkte und Dienstleistungen transparent darzustellen. Gerade im Rahmen von Scope-3-Bilanzierungen (vor allem Kategorien wie 3.1 „Eingekaufte Güter und Dienstleistungen“ oder 3.11 „Verwendung verkaufter Produkte“) nach dem GHG Protocol wird der Well-to-Wheel-Ansatz zunehmend relevant.

Auch die Politik greift WTW-Bilanzen auf, um Regulierungen und Förderprogramme besser steuern zu können. So zeigt eine Analyse von Agora Verkehrswende, dass die Klimavorteile von Elektrofahrzeugen nur im WTW-Vergleich vollständig sichtbar werden – insbesondere bei zunehmendem Anteil erneuerbarer Energien im Strommix.

Anwendungsfälle und Beispiele

Der Well-to-Wheel-Ansatz ist vor allem dort relevant, wo unterschiedliche Antriebstechnologien auf ihre tatsächliche Klimawirkung hin untersucht werden. Während batterieelektrische Fahrzeuge im TTW-Bereich lokal emissionsfrei sind, hängt ihre WTW-Bilanz stark vom Strommix und den Emissionen der Batterieproduktion ab. Verbrennerfahrzeuge mit fossilen Kraftstoffen verursachen dagegen sowohl im Betrieb als auch in der Vorkette erhebliche Emissionen.

Typische Anwendungsfälle sind:

  • Vergleich verschiedener Antriebe: Elektroauto vs. Verbrenner vs. Wasserstofffahrzeug – unter Einbezug von Betrieb und Energiebereitstellung.
  • Strategische Entscheidungsgrundlagen: Für Flottenmanager und OEMs liefert WTW die Basis für Investitionen in neue Technologien.
  • Politische Klimastrategien: EU-Zielvorgaben oder nationale Emissionsbudgets bauen auf WTW-Analysen auf, da nur so die Klimawirkung realistisch abgebildet wird.
  • Kommunikation mit Stakeholdern: Investoren, Kunden und Öffentlichkeit erwarten transparente, nachvollziehbare Aussagen zur Klimabilanz.

Ein konkretes Beispiel: Ein Elektrofahrzeug fährt lokal emissionsfrei. Doch im WTW-Vergleich können die Emissionen – abhängig vom Strommix und den Vorketten-Emissionen der Batterieproduktion – deutlich variieren.

Herausforderungen und Grenzen

Die WTW-Bilanzierung ist methodisch anspruchsvoll. Sie verlangt umfassende Daten und einheitliche Bewertungsansätze. In der Praxis zeigen sich mehrere zentrale Herausforderungen:

  • Heterogene Datengrundlagen: Strommix, Herkunft von Wasserstoff oder Produktionsmethoden von Biokraftstoffen unterscheiden sich je nach Region und Technologie stark.
  • Methodische Unterschiede: Abweichende Annahmen zu Batterielebensdauer, Ladeverlusten oder Effizienz von Antrieben führen oft zu unterschiedlichen Ergebnissen.
  • Dynamische Entwicklungen: Mit steigendem Anteil erneuerbarer Energien verbessern sich die WTW-Bilanzen von E-Fahrzeugen automatisch – fossile Antriebe fallen im Vergleich zurück.

Damit Ergebnisse vergleichbar bleiben, sind klare Standards und konsistente Datenquellen notwendig. Ohne diese drohen Fehlinterpretationen oder inkonsistente Berichte.

Verbindung zu Standards & Reporting

Der WTW-Ansatz ist eng in bestehende Standards und Reporting-Anforderungen eingebunden. Er bildet damit eine Brücke zwischen technischer Analyse und regulatorischen Pflichten:

  • GHG Protocol: Der Ansatz findet sich implizit in den Scope-3-Kategorien, insbesondere bei Energienutzung und Verwendung verkaufter Produkte.
  • ISO 14040/44: Bieten die methodische Grundlage für Life Cycle Assessments (LCA), in die WTW-Analysen als Teilaspekt integriert werden können.
  • CSRD / ESRS: Unternehmen mit Transport- oder Mobilitätsbezug müssen ihre Klimawirkung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg darstellen – WTW wird so ein unverzichtbarer Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Tipps aus der Praxis

Unternehmen, die WTW-Analysen in ihre Klimastrategie integrieren möchten, sollten:

  • auf transparente Datenquellen setzen und die Methodik klar dokumentieren,
  • regelmäßig aktualisieren, da sich Energiemixe dynamisch verändern,
  • Ergebnisse klar kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden (z. B. Unterschied zwischen TTW und WTW).

Weiterführende Quellen

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